Ist Retention das neue Recruiting?

Was spricht dafür - was dagegen?





Retention soll das neue Recruiting sein?

Auf den ersten Blick würde man doch sagen: im Gegenteil! Je besser die Mitarbeiterbindung, desto weniger hat das Recruiting zu tun (vom Wachstum eines Unternehmens mal abgesehen). Wie kann Retention denn das neue Recruiting sein?

Die Zeitschrift Personalführung hat im aktuellen Heft (Kurzfassung zum Download hier) einen sehr lesenswerten Artikel von Dominik Bernauer in Kooperation mit dem QUEB e.V. (Verband namhafter Arbeitgeber zu Exzellenz und Innovationen in den Bereichen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting) veröffentlicht. 

Welche Bedeutung hat die Retention fürs Recruiting?

Im aktuellen Arbeitsmarkt haben wir uns längst vom Fachkräftemangel hin zu einem veritablen Arbeitskräftemangel entwickelt. Recruiter sind eines der am meisten gesuchten Profile. Eine Stellenbesetzung dauert für viele gesuchte Positionen oft länger als 200 Tage. Die überlasteten Recruiter werden nicht böse sein, wenn sie nicht noch mehr offene Vakanzen auf den Tisch bekommen.

In der Coronazeit haben die Mitarbeitenden andere Forderungen an ihre Arbeit entwickelt. Arbeitgeber müssen eine neue Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort-, -zeit, -inhalt und -organisation an den Tag legen, um erfolgreich zu sein

Menschen haben in der Pandemie die Vorzüge von Remote Work kennen- und schätzen gelernt. Sie stehen weniger im Stau, können besser planen, haben mehr Zeit für ihre Familien und verspüren ein gesteigertes Wohlbefinden. Sie kennen zwar inzwischen auch die Schattenseiten, dennoch möchten viele nicht zurück an die Arbeit, wie sie sie kannten. Sie spüren eine Form von Freiheit, die bereits Teil ihres Arbeitsalltags geworden ist. Diese neue Form zu arbeiten, ist nicht nur Schreibtischarbeitern vorbehalten. Auch in produzierenden Betrieben gibt es sinnvolle Ansätze für Veränderung.

Im Artikel werden einige Beispiele angeführt:

  • Ein Anbieter für Messtechnik, hat Anfang 2022 in der Produktion am die Viertagewoche eingeführt, ohne Lohnverzicht aber mit gleichbleibender Produktivität.
  • Bei einem AG mit mehr als 200 Mitarbeitenden dürfen diese selbst entscheiden, wann und von wo aus sie arbeiten möchten.
  • Einige AG nutzen Job Carving: Es fasst verschiedene Aufgaben in der Organisation so zusammen, dass sie einen neuen Job ergeben. Dadurch kann ein Job auf eine bestimmte Person oder Personengruppe zugeschnitzt werden (carving).
  • Viele Unternehmen haben keine Ahnung, wie viele versteckte Talente unter ihren Mitarbeitenden schlummern. Ein Unternehmen setzt für diesen Zweck eine Künstliche Intelligenzein. Sie sorgt beispielsweise für smartere Besetzungen von Quereinsteigern oder internen Besetzungen. 
  • Arbeitgeber, die Jobsuchenden Sprachbewerbungen anbieten, erhöhen nicht nur die ein Candidate Experience Booster, sondern erleichtern Jobsuchenden, die lieber/besser schreiben als sprechen, sich in nur 2 Minuten zu bewerben. Das führt zu 40% mehr Bewerbern. Der Anbieter Talk’n’Job ist gerade dabei, diesen Markt zu erobern.


Wie hilft die Mitarbeiterbindung dem Recruiting?


Für Arbeitgeber, die nicht auf die neuen Bedürfnisse der Bewerbenden und Mitarbeitenden eingehen können oder wollen, wird passendes Personal knapp werden. Man kann ja immer dasselbe machen im Recruiting wie früher, darf heute aber nicht mehr diesselben Ergebnisse erwarten. Wer es trotzdem tut, darf sich aber auch nicht wundern.

Individualisierung und Flexibilisierung sind Employer-Branding-Themen, die einen zunehmend wichtigen Teil der Arbeitgebermarke ausmachen. Die zahlt wiederum auf die Recruitingaktivitäten ein. Das produzierende Unternehmen mit der 4-Tage Woche hat jetzt sogar Initiativbewerbungen von Menschen, die gar nicht glauben können, dass Sie für dasselbe Geld nur 4 Tage arbeiten müssen.

Wertschätzung, Wohlbefinden und Menschlichkeit sind die Magnete, deren Anziehungskraftnötig ist, um passende
Mitarbeitende zu finden und zu binden. Employer Branding bleibt das Mittel der Wahl, damit die Arbeitgebermarke
strahlt. Diese leuchtet potenziellen Arbeitskräften den Weg, zieht sie an und sorgt für Mitarbeiterbindung.

Fazit

Die Bemühungen, die Retention zu verbessern und damit die Fluktuation zu verringer, entlastet einerseits das überlastete Recruiting und erleichtert durch die Verbesserung der Employer Brand auch das Recruiting. Damit ist Rentention zwar nicht das neue Recruiting, aber es hilft!

Was Arbeitgeber aus KMU jetzt tun können, erfahren Sie bei den Recruiting Trends Mittelstand am 15.11.2022

Was sind die Recruiting Trends im Mittelstand? Finden Sie heraus, wie die Benchmarkdaten im KMU Recruiting (woher kommen die Bewerber und Einstellungen, was haben andere AG für Budgets, was sind die wichtigsten KPI uvm) aussehen und erhalten Sie Tipps & Tricks für durch Praxis-Beispiele und Studienergebnisse für Ihren erfolgreichen Wettbewerb um die Arbeitskräfte. Seien Sie kostenfrei online am 15.11.2022 dabei. Hier geht es direkt zu den kostenfreien Tickets